Ja-Sätze ja! Nein-Sätze nein!
Das Folgende gilt in jedem Lebensalter.
Wir wissen später zwar theoretisch was „nein“ und „nicht“ bedeutet. Dies ändert aber an unseren Schaltkreisen nichts!
Sobald wir Substantive und Verben nennen oder hören, bekommen die Gehirnzellen, in denen sie gespeichert sind, Strom, der sie unwillkürlich in Aktion versetzt.
Aber im 1. und 2. Lebensjahr bauen wir die Hardware fürs Leben
Deshalb schildern wir den Vorgang hier am Beispiel des Kleinen Kinds. Denn hier werden die Weichen fürs Leben gestellt.
Zuerst kurz ein Test:
Was siehst du innerlich vor dir, wenn du hörst „Ebene“ ? - -
Was siehst du, wenn du hörst „tief“ ? - - Was, wenn du hörst „rennen“? - - Was, wenn du hörst „nicht“ ? - - ??
Für „nicht“ gibt es im Gehirn keine Speicherzelle, weil da nichts ist, das es auf deinem inneren Bildschirm hochfahren könnte.
Das Wort „nicht“ ist sowas wie eine Art ’Zahnlücke’ im Gehirn. Es ist nicht da.
"Denk nicht an rosa Elefanten!" Du siehst sie aber unweigerlich sofort innerlich vor dir! Du kannst nichts dagegen tun. Es passiert automatisch in deinem Kopf genau das, was du gerade aufgefordert wirst NICHT zu tun. Denn die 'Taste' für "nicht" fehlt im Gehirn.
Jetzt schauen wir mal, was abläuft, wenn uns erklärt wird, was wir nicht tun sollen.
Ein Beispiel:
Mama hat gerade am Küchenschrank mit Kochtöpfen hantiert.
Schon krabbelt das Kleine eifrig dort hin und fängt auch an mit Töpfen zu hantieren.
Mama stellt sie wieder in den Schrank: „Die Türe sollst du nicht aufmachen und die Töpfe nicht rausholen!“
Sie hat sich kaum umgedreht, da geht das Kleine schnurstracks wieder ans Werk: Türe auf, Töpfe raus!
Denn das kam bei ihm an (für „nicht“ ist ja kein Rezeptor da).
Es möchte diese Aufforderung erfüllen, und ist eifrig zur Stelle.
Den nun veränderten Klang in Mamas Stimme, „Ich hab dir doch gesagt…“, versteht es daher nicht.
In seinen freudigen Eifer mischt sich nun Irritation als es zur Mutter schaut.
Die ist sich jetzt sicher, in diesem seltsamen Blick den kleinen Schelm zu sehen, der sie testen will:
„Ja, ja, du weißt es ganz genau: du sollst die Türe nicht aufmachen und die Töpfe nicht rausholen.“
In dem Moment wo die 4 Worte Türe aufmachen Töpfe rausholen aufs Ohr treffen, erhalten diese 4 Speicherorte im Gehirn einen Stromimpuls, der diese Handlungen auslöst.
Um die Ausführung dieser Handlung dann noch zu stoppen, braucht es einen stärkeren Stromimpuls.
Stärker als das gehörte Wort, ist der gefühlte Klaps.
Weil das Kind nur immer bemühter versucht das Richtige zu tun, kommt der Klaps also zwangsläufig.
„Wer nicht hören will muss fühlen!“ ist die Schlussfolgerung, mit der das Kind nun abgestempelt wird zum mutwilligen Tunichtgut.
In Wirklichkeit war das Gegenteil der Fall: es hat sein Bestes gegeben, so oft und so schnell es konnte.
Welche Erfahrungen hat es dabei gemacht?
- Diese Welt ist nicht zu verstehen.
- In Sicherheit bin ich nur, wenn ich unterlasse mich zu beteiligen.
WIE EINFACH WÄRE DOCH DIE WENDE !!!
„Und die Töpfe tun wir da rein und die Türe machen wir zu!“ - Töpfe rein, Türe zu!
Und schon brauchen wir die Töpfe gar nicht mehr selber weg räumen, sondern haben einen stolzen Helfer an unserer Seite! *
So macht das Kind die Erfahrung :
- Ich kann alles verstehen!
- Ich kann aktiv werden und helfen!
Das Gehirn kann sich nur Dinge merken, für die es Verben und Substantive bekommt
Wie fördern wir also das Interesse des Kindes an dem was wir sagen und tun?
Einfach die eigenen Handlungen immerfort aussprechen während man sie tut. Mehr nicht!
"Jetzt löffeln wir die Suppe. Jetzt wasch wir die Bäckchen, jetzt stapfen wir den Berg hinauf, stapfen, stapfen, stampfen, laufen...."
Wenn wir uns das zur Gewohnheit machen, prägen sie sich dem Kind ein und es kann sie zu eigenen Fähigkeiten machen.
Je mehr wir im Rhythmus der Bewegungen sprechen, um so einprgsamer.
All unsere Handlungen mit Worten zu begleiten, versorgt sein Gehirn mit den Signalen, die es braucht, um der glückliche tatkräftige Helfer zu werden, der es um alles in der Welt von Natur aus sein möchte. *
Das kann schon auf dem Wickeltisch beginnen:
„Das machen wir jetzt sauber.“, “Nun streuen wir den Puder drauf“, „Das hübsche Hemdchen ziehen wir an“ ...
Und wenn es auf den Rücken gebunden uns in der Küche über die Schulter schaut:
„Jetzt waschen wir die Möhren“, „So rühren wir die Suppe um“, „Da stellen wir die Teller hin“….
Ja, so einfach ist es: Ja-Sätze ja! Nein-Sätze nein!
Ist das neu? Natürlich nicht! Denn dieses Gehirn haben wir ja schon seit Jahrtausenden:
"Eure Rede aber sei: Ja, ja!; Nein, nein! - Was darüber ist, das ist vom Übel.“ Matthaeus 5 Vers 37
______
* „Helfen wollen“, nachweislicher Grundtrieb unsere Spezies!
Kein Wort wurde während diesem Experiment mit den Kindern gesprochen.
Und die Mütter bekamen die Anweisung, dass sie gelangweilt wo anders hinschauen müssen, damit ihr Kind nicht durch ihren Blick motiviert wird.
Das jeweilige Kind sieht einen Mann, der etwas Schweres bringt und ablegen möchte, aber die Schranktüre ist zu.
Was die Kinder tun, das tun sie allein auf Grund ihrer eigenen Beobachtung und aus eigenem Entschluss.
Bei dem 2. Beispiel sieht man:
- der Griff ist zu hoch
- die Tür ist abgeschlossen
- nach dem Hilfe geholt ist, geht der Mann unverständlicher weise mit dem Stapel zunächst weg.
Der Fokus des Kindes bleibt trotz diesen Störungen ganz ungeteilt bei seinem Beschluss zu helfen, bis das Ziel tatsächlich erreicht ist.
ALLE KINDER, ohne auch nur eine einzige Ausnahme, hatten diesen Impuls.
(hingegen bei vergleichbaren Testen mit Primaten, KEIN EINZIGER).
Zeit für eine kleine Denkpause? Wer sind wir denn? Was ist unsere Rolle im Ganzen?