Music Union

Die Generation der Digital-Natives


Warum geht denn der Schuss auf einmal nach hinten los?



revolver backward          Es gibt zwei simple Gründe

warum Erziehung neu erfunden werden muss
und warum altbewährte Methoden plötzlich als Schuss nach hinten los gehen können.

 

buckest with yoke              Grund 1 ist unser Lernreflex

Um nicht zerstreut durch den Tag zu laufen, sondern unsere Aufmerksamkeit zu fokussieren, haben wir seit Urzeiten einen Mechanismus im Kopf. Er blendet automatisch das meiste um uns herum aus und lässt nur Neues und Spannendes rein in den Kopf.
Solange es zuhause nur Routinearbeiiten gab wie mähen, füttern, ausmisten und Wasser tragen, da waren Schulbücher sehr spannend, denn da kommt auf der nächsten Seite was Neues. Das zog sich das Gehirn begierig rein.


school book
Der Reflex, der früher begierig die Schulbuchseiten aufsog, ist derselbe Reflex, der jetzt die Schulbücher aussperrt aus dem Kopf; sie gar nicht erst rein lässt. Denn was das Gehirn inzwischen über den Bildschirm zu fassen kriegt, ist so viel spannender, farbiger und unterhaltsamer als das Schulbuch, dass dies im Gehirn keine Chance mehr hat. Das ist ein biologischer Vorgang. Er unterliegt nicht dem so genannten 'guten Willen'. Konzentration ist Faszination. Deshalb wären Schauspieler wohl die besten Lehrer.

 

 

smiling face          Grund 2 ist unser Bedarf an Belohnungshormonen

Selbst unser Immunsystem funktioniert nicht ohne Belohnungshormone. Sie sind lebensnotwendig.
Die tägliche Pirsch nach dieser Energiespritze ist unser Urtrieb.
Wo finden wir sie?
Bei schönen Farben, gutem Essen, einem Lächeln, Musik und am meisten wenn uns jemand mag!

angry face
Was passiert also wenn Papa oder Mama die Stirne runzeln und sauer sind?
Da fällt der Dopamin-Spiegel sofort ab.
Und dann?
Dann muss man wie ein Junkie schaun, wie man wieder an sein Dopamin kommt. Das ist überlebens-notwendig.

Früher blieb einem meist nichts anderes übrig, als sich anzustrengen und alles zu tun, um wieder ein Lächeln und Lob zu ernten, das die Dopamin-Ausschüttung wieder ins Lot bringt.
Schimpfen ist Dopamin-Entzug. Und weil es außer den Eltern nicht viele Dopaminquellen gab, war Schimpfen ein wirksames Erziehungsmittel um Kinder folgsam zu machen.

hand touching mobile     Und heute ?

Heute kriegt man sein Dopamin viel schneller und einfacher über Eindrücke auf dem Bildschirm!
Es reicht ein Knopfdruck, und schon bringen die bunten und lustigen Unterhaltungen auf dem Bildschirm die Chemie wieder ins Lot.

baby with mobile-phone-shaped bottle    Und die Eltern?

Die werden dadurch oft noch saurer, bis der arme kleine Dopamin-Junkie vollends am Bildschirm kleben bleibt.
Es ist ja sein Urtrieb, sein Überlebenstrieb, sich an die ergiebigste Dopamin-Quelle zu halten!
Je mehr man schimpft, ums so mehr braucht er sie und klammert sich an ihr fest.

   Was passiert dann?

Ohne diese Belohnungshormone überleben wir nicht. Unser Überlebenstrieb ist der stärkste den wir haben! Tritt er auf den Plan, multipliziert sich schlagartig die Muskelkraft gigantisch und das Gehirn schaltet alle anderen Funktionen ab! (sogenannter Reptil-Modus). 
D.h., in dem Moment, wo Papas oder Mamas Hand schließlich nach dem Gerät in den Hand des Kindes greift (weil alles reden nichts half, weil die Hausaufgaben noch nicht gemacht sind etc...)
ist das Kind nicht mehr da! Da ist nur noch der älteste Reflex aus der Evolution: töte was dein Überleben bedroht!  Er durchfährt als Stromimpuls in dem Moment den gesamten, mit multipler Muskelkraft geladenen Körper. Was da vor einem steht, kennt die Eltern nicht mehr, es kennt nur noch den einen Punkt: die überlebensnotwendige Dopaminquelle, die jemand ihm rauben will! Da klafft dieser Urtrieb als unüberbrückbarer Graben zwischen von Natur aus dankbaren Kindern und führsorglichen Eltern.

Daddy with kids playing with gym ball   Heißt das denn „ab an den Bildschirm“?


Ganz und gar nicht!  Kinder brauchen Bewegung und Bewegung und... Bewegung ! Der Zug fährt unwiederbringlich ab, wenn er in der Kindheit verpasst wird.
So gut später der Bildschirm beim Lernen nützen kann, so sehr schadet er den Kindern!
Wir Eltern müssen uns was Anderes einfallen lassen. Und zwar lieber vorher als nachher. Denn wenn eine Richtung einmal eingeschlagen ist, lässt sie sich schwer ändern.


  Informierte Nachbarschaften

Spreche andere Eltern in der Nachbarschaft an. Denn es ist nicht deine Inkompetenz, sondern ein Naturgesetzt, mit dem nicht nur du , sondern alle konfrontiert sind. Solange deine Nachbarn das nicht wissen, trauen sie sich nicht darüber zu sprechen, weil jeder denkt, es ist sein persönliches Problem.
Sobald dieser Selbstvorwurf ausgeräumt und das Gespräch eröffnet ist, ist es nicht mehr schwer, informierte Nachbarschaften wachsen zu lassen, deren Haushalte solche Geräte für Kinder nicht haben, so dass Kinder unter Freunden nicht in diesen Konflikt geraten.
In China ist es bereits ein Markenzeichen für Qualität, nichts dergleichen an Eltern von Kindern unter dem 12. Lebensjahr zu verkaufen. Hier erklärt der Verkäufer den Eltern, warum sie mit dem jetzt 5 jährigen Sohn erst in 7 Jahren wiederkommen können, um das Gerät zu kaufen (während wir noch hilflos die Kinderzimmer damit zuschüttet).